Freitag, 1. August 2008

Amtsverständnis

Man kann viel Schlechtes über die Ämter in unserem Land sagen und das meistens auch zurecht. So trifft man die Beispiele überzogener Vorurteile aller Ortens an. Ämter sind unfreundlich, langsam und kosten Geld. Doch wenn eine Sternschnuppe am Himmel vorüber zieht und wundersame Bohnen einen Baum bis in den Himmel wachsen lassen, also wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen, dann kann man mit dem Glück gesegnet sein eine dieser herausragenden und unglaublichen Erfahungen zu machen, dass das Amt auch anders kann.

Entweder bin ich heute morgen mit dem rechten Bein aus dem Bett gesteifelt oder habe sonst irgendwie eine gute Tat verdient, auf jeden Fall war ich heute eine dieser gesegneten. Ich musste nämlich zum Amt. Noch schlimmer, zum Amtsgericht. Und der grimmig dreinschauende Wachmann am Eingang des Gebäudes ließ schon nichts Gutes hoffen. Nach der unfreundlichen Behandlung und respektlosen Durchwühlung meiner Habseligkeiten durch eben jenen (fehlte nur noch, dass er mich lüstern begrapschte), war ich in dem trüben und tristen Gebäude, das jeder noch so überlebensstarken Pflanze die Lust am leben raubt, angekommen.

Durch ein Labyrinth von Fluren und Gängen gelangte ich dann auch irgendwann an die Stelle meines Unglücks, wo nichts Gutes zu erwarten war. Ich klopfte höflich an, sagte brav Guten Morgen und wurde sogleich von einer missmutig aufblickenden Damen befragt was ich denn wolle, als hätte ich mit dem Eintreten in ihr Büro das Gesetz von Privatbesitz übertreten.
Sehr lange hielt sie sich auch nicht mit mir auf, denn sobald ihr mein Anliegen verständlich war (was nicht sofort erfolgte) schob sie mich zur nächs besten Kollegin ab.

Nach diesem Vorspiel war ich schon beinah soweit, dass ich lieber wieder rückwärts raus, statt vorwärst rein ins nächste Büru gegangen wäre. Doch in dem Moment meines gedanklichen Rückzugs ging die Tür auf, da der Platz auf dem Folterstuhl gerade frei geworden war. Zögerlich näherte ich mich also dem Tisch hinter dem besagte Kollegin saß. Und dann... dann geschah das Wunder. Die Dame hinter dem Schreibtisch klagte über Überbelastung und beschwerte sich, dass sie seit um 7 wie am Fließband arbeite - aber sie tat es mit einem Lächeln. Und als sie aufblickte um sich meiner kleinen Person anzunehmen, da lächelte sie immernoch und fragte freundlich womit sie mir den helfen können. Mir helfen! - solche Worte habe ich noch nie auf irgendeinem Amt vernommen.

Verständnisvoll und einfühlsam witmedete sie sich dann meinem Anliegen. Mit Zeit, Geduld und der privaten Note Menschlichkeit, dank der ich mich wieder wie ein Mensch und nicht bloß wie eine Nummer fühlte. Natürlich kostete die Bearbeitung meines Anliegens auch Gebühren. Wäre ja auch zuviel des Guten gewesen, mal umsonst davon zu kommen. Aber oh Wunder, die Dame war nicht nur freundlich, sie dachte auch mit. Als sie mich nämlich schließlich nach meinem Beruf fragte und ich ihr sagte, dass ich Studentin bin und kein Einkommen habe, da tippte sie kurzerhand in ihren Comupter, dass ich aufgrund dessen von den Gebühren zu befreien sei und gab mir den Tip das gesparte Geld lieber in ein Frühstück im Cafe um die Ecke zu investieren. Vielleicht bekommt sie für jeden weitergeleiteten Gast Provision, ich weiß es nicht, aber dass sie mir die 20 Euro gespart hat, fand ich äußerst nett von ihr.

Es scheint also Ausnahmefälle zu geben, auch beim Amt. Auch wenn ich beim nächsten Besuch sicherlich nicht wieder so viel Glück haben werde, so lässt mich diese eine Begegnung hoffen, dass es noch Menschen mit dem rechten Amtsverständnis gibt und dass ich diese (wenn auch selten) ab und zu treffen kann. Und in dieser Hoffnung sage ich Euch, liebe Leser: Bis morgen!
- oder so.